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Metallbaukästen

Author: Lutz Pietschker
Version: 2014-09-20

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Inhalt

metallbaukästenIch habe 2014 angefangen, mir ein paar Modelldampfmaschinen zuzulegen. Wenn man sich mit 61 Jahren schon einen Kindheitstraum verwirklicht, kann man es auch richtig machen, also bin ich auf die Jagd gegangen und habe mir auch ein paar gebrauchte Metallbaukästen zugelegt. Sie ergänzen sich auch ganz wunderbar mit den Dampfmaschinen: Es ist auch Technik zum Anfassen, und man kann damit schöne und sinnvolle Zusatzkonstruktionen zu den Dampfmaschinen bauen.
Ein Wermutstropfen: Keiner meiner "neuen gebrauchten" Kästen enthält eine Miniatur-Kneifzange. Ich weiß genau, dass es Kästen mit so einer Zange gab; als ich im Alter von 5 Jahren bei einem Freund mit so einem Kasten spielte, hat mich mein kleiner Bruder damit mörderisch in den Hintern gekniffen.

Metallbaukästen finde ich faszinierend, und offenbar nicht nur ich: Während die meisten Hersteller die Fertigung inzwischen eingestellt haben, gibt es einige Baukastenserien, die seit langer Zeit gefertigt werden, allen voran natürlich Meccano (England, seit 1898), aber auch die Construction-Serie aus der DDR ist einer der "Veteranen" (seit 1956). Manchmal fanden sich auch Unternehmer, die weiterhin Teile zu bereits eingestellten Baukästen liefern (z.B. Metallus für das Märklin-System). Das finde ich schön; vielleicht bekommt man damit ja doch das eine oder andere Kind weg vom Bildschirm und vermittelt ihm oder ihr ein paar handwerkliche und mechanische Grundfertigkeiten. Aber, das sei gesagt, man braucht Geduld– "instant satisfaction" ist bei Metallbaukästen nicht angesagt.

Lochraster

Auf dem deutschen Markt sind für Metallbaukästen im wesentlichen üblich

Hier finden Sie eine Gesamtübersicht, welche Metallbaukästen welches Raster verwenden.

Ich habe mich für das 10-mm-Raster entschieden,

Man darf jedoch nicht verschweigen, dass beim 10-mm-Raster alles etwas enger ist, oder anders gesagt, die eigenen Finger kommen einem ca. 20% dicker vor als bei den Halbzoll-Kästen. Speziell "ausgewachsene" Hände könnten es manchmal schwierig finden, Schrauben und Muttern an Stellen anzubringen, die man deutlich sieht, aber nicht richtig erreichen kann. Dagegen helfen Hilfswerkzeuge, die man sich leicht selbst bauen kann.

Ansonsten gibt es bei den gängigen Baukästen aller Rastermaße ein paar Konstante:

Construction- und Plasticon-Metallbaukästen

Die Construction-Baukästen aus der DDR (anfangs auch "Konstruktion" geschrieben) haben eine Geschichte, die bis 1956 zurückreicht. Sie wurden gefertigt

Schön, dass sich dieses System über die "Wende" herübergerettet hat! EITECH (für "Eichsfelder Technik"– der Firmensitz Pfaffschwende ist eine Gemeinde im thüringischen Landkreis Eichsfeld) hat dem Sortiment Modelle mit zeitgemäßer Technik hinzugefügt (Elektronik, LEDs, Solarzellen), hat aber Lochraster, Grundformen und sogar die Teilenummern beibehalten; neue Teile wurden in das bestehende Schema eingepasst. Die Schlitzschrauben wurden mittlerweile durch Kreuzschlitzschrauben ersetzt. EITECH hat die Spielzeugpalette durch den Steinbaukasten teifoc ergänzt; die Firma hat aber auch einen "erwachsenen" Betriebszweig für mechanische Fertigung, Formenbau und CAD-Konstruktion. Wie man einem Werbevideo der Firma entnehmen kann, spricht man "Construction" übrigens heute englisch aus (früher vermutlich thüringisch, was nur Barbaren mit sächsisch verwechseln).

Das Werkzeug, das den Construction-Baukästen beiliegt, sieht billig aus: Ein Schraubendreher (der allerdings speziell in den älteren Kästen meist ganz ordentlich ist), ein aus Blech gestanzter Ring-Gabelschlüssel SW 7, und ein Schraubenhalter, der das Anbringen von Schrauben an schlecht zugänglichen Stellen erleichtern soll. Die Schlüssel waren in meinen Kästen von sehr unterschiedlicher Qualität, manchmal grob verstanzt, manchmal sauber; generell funktionieren sie besser, als sie aussehen. Ich habe mir ein paar Schlüssel und Schraubenhalter mit Magneten ausgestattet, um speziell die Muttern an schwer zugänglichen Stellen anzubringen; komischerweise sind es bei mir immer die Muttern, die dort landen, seltener die Schraubenköpfe.

construction-anleitung

Aus der Nadelfabrik Artur Scheffler in Burgstädt kam das System der Burgstädter Metallbaukästen. Die Firma ist offenbar im VEB Plasticart aufgegangen, und ab 1986 oder 1987 wurden die "Burgstädter" von den Kästen der Bezeichnung "Plasticon" abgelöst. Das Rastermaß ist 10 mm, Wellendurchmesser 4 mm, Art und Ausführung der Teile ist ähnelt den Construction-Teilen oder ist sogar identisch, allerdings sind einige Bauteile in deutlich besserer Qualität gefertigt; die Felgen/Laufrollen und die Stellringe sind z.B. bei Plasticon aus vernickeltem (?) Stahl statt Aluminium, die Kurbeln haben einen drehbaren Griff, der auch als Achsstummel dienen kann. Auch die Anleitung ist auf besserem Papier gedruckt, einige Fotos sind mehrfarbig. Beim Werkzeug wurde hingegen gespart; die Schraubendreher sind Schrott, in meinem Konvolut waren 6 Stück enthalten, die allesamt verdreht und verbogen waren, die Schraubenschlüssel sind die gleiche einfache Ausführung wie in den Construction-Kästen.
Es scheint insgesamt nur 4 verschiedene Plasticon-Kästen gegeben zu haben (GB1, GB2, EMB3, EMB4; GB=Grundbaukasten, EMB=elektromechanischer Metallbaukasten), die Anleitung für alle vier Kästen war einzeln erhältlich und enthält eine komplette Teileliste mit einer Aufschlüsselung, welcher Kasten wie viele Teile jeder Art enthält. Außerdem waren 4 Beutel mit Zusatzmaterial erhältlich (ebenfalls GB1, GB2, EMB3, EMB4 genannt). Die Teilenummern sind 2-stellig (1-71), das Sortiment ist insgesamt etwas kleiner als das der Construction-Kästen, aber gut durchdacht. Der Kasten EMB4 enthielt auch Karton-Ausschneidebögen, aus denen man Gebäude und Kabinen für das Modell der "Fichteberg-Schwebebahn" herstellen sollte.

Bezeichnung der Construction-Baukästen

Die Bezeichnungen folgten seit Ende der 1968 Jahre dieser Systematik:

Die Deckel diese Kästen zeigen auf blauem Hintergrund rote und schwarze Zahnräder mit stilisierten Modellabbildungen und tragen auf der Schmalseite einen Klebezettel mit Herstellerangabe, außerdem tragen diese Kästen ein Firmenlogo; auf der Innenseite des Deckels sind die enthaltenen Bauteile abgebildet. Ich vermute, dass dieses modernisierte Design, ebenso wie eine andere Sprachauswahl der Anleitung (s.u.), auf Exportbestrebungen zurückgeht. Bis 1967 hatten die Kästen nämlich keinerlei Herstellerbezeichnung oder Logo; die Nummerierung war 01, 02, 03, 03a und 04. Die Schachteln hatten ein blau-gelbes Design mit der Abbildung eines Modells.

Die EITECH-Kästen haben eine eigene Bezeichnungssystematik nach den Muster "C und 2-4 Ziffern", die sich mir noch nicht voll erschlossen hat (was vermutlich an mir liegt; das "C" wird wohl für "Construction" stehen). Insgesamt ist man von dem eher abstrakten System der "Grund-" und "Ergänzungs-"Kästen abgegangen und stellt die Kästen so zusammen, dass man mit ihnen jeweils eine oder mehrere bestimmte Modelle bauen kann, die dann auch ganz richtig auf dem Deckel abgebildet sind.

Anleitungshefte für Construction

construction-anleitung construction-anleitung

Zu den Construction-Kästen gab es ein ausführliches Anleitungsheft; ich habe zwei Exemplare davon, das ältere deutsch-russisch-polnisch-tschechisch-ungarisch im blau-gelben Design, aber schon mit den 1968er Baukastennummern, das neuere (PDF 8,2 MB) deutsch-englisch-französisch-spanisch-holländisch mit dem Zahnrad-Design. Das ältere Heft ist geringfügig umfangreicher, trägt aber kein Impressum, beim neueren ist als einziges Zeichen "V/4/59-180-Re 477/74" auf der hinteren Umschlagseite aufgedruckt, ansonsten gibt es keinerlei Hinweis auf den Veröffentlicher oder das Erscheinungsjahr (man könnte natürlich "1974" annehmen, das würde auch chronologisch passen).
In beiden Heften werden die Baukastenbezeichnungen 100-300 verwendet, auch der Aufbau ist gleich: Nach allgemeinen Erläuterungen und Ratschlägen werden zunächst 18 bzw. 23 Grundkonstruktionselemente vorgestellt ("Grundformen" G1-G18, z.B. Verbindungsarten, Schnurrollentriebe und Zahnradgetriebe, im "osteuropäischen" Heft in leicht anderer Systematik G1-G23), die immer wieder verwendet werden. Dann werden die Modelle M1-M30 dargestellt, jeweils mit einem oder mehreren Abbildungen, der Angabe, welche Baukästen dafür benötigt werden, und einer genauen Stückliste der Einzelteile. Jedes Bauteil hat eine 4-stellige Teilenummer; am Ende beider Hefte befindet sich eine Liste aller Baukästen mit der Angabe, welche Teile jeweils in welcher Stückzahl enthalten sind, und Abbildungen der Bauteile und der Kästen.
Ein ganzer Abschnitt jeder Anleitung ist dem Getriebebaukasten "Construction 200" gewidmet; hier wird das Prinzip der Drehzahlwandlung durch Getriebe ausführlich und mit Beispielen erläutert sowie 8 Grundkonfigurationen von Zahnradgetrieben schematisch abgebildet.

Fazit: Sehr systematische und brauchbare Anleitungen, die vermutlich eher von einem Ingenieur als von einem Marketing-Experten verfasst wurden.

construktion-stückliste
Stückliste für die Baukästen

Besonderheiten der Construction-Baukästen

Meine Sammlung

Hier einige Bilder einger Construction-Kästen, die ich erstehen konnte:

Construction 02
construction-chaoskiste  construction-chaoskiste

Construction 101
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Construction 111
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Construction 200 (Getriebebaukasten)
construction-chaoskiste construction-chaoskiste construction-chaoskiste

Construction 300 und Zusatzbeutel 3xx
construction-chaoskiste construction-chaoskiste

Und schließlich… die überaus nützliche Chaoskiste, einfach und zutreffend annonciert als "5 kg Metallbauteile", die sowohl Teile aus den Construction-Kästen als auch Teile im 12,5-mm-Raster (Thale Stahlbau, ebenfalls DDR) enthält und dann noch etliches, das sonstwoher stammt und sicher noch einmal sehr gelegen kommt:

construction-chaoskiste construction-chaoskiste

Dazu kam etwas später noch ein Konvolut von 5 kg gut sortierten Plasticon-Bauteilen. Und so sieht die vorläufige Sammlung aus, nachdem ich sie sortiert hatte (die Befestigung der Teile im Einsatzteil des roten Kastens hat sich nicht bewährt und wurde wieder aufgegeben):

construction sortiert
Wie ist noch mal das deutsche Wort für "over-engineered"?

Diagonalmaße

Hier eine Übersicht über "glatte" Maße für Diagonalstreben für Baukästen mit 10mm- und 1/2"-Raster; die ausgefüllten Felder geben an, wo man mit glatten Rastermaßen (± 0,3mm) Diagonalen bauen kann:

glatte diagonalen im 10mm-Raster
Raster 10mm

glatte diagonalen im 10mm-Raster
Raster 12,7mm

Tipps und Tricks

Links


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